Bilanz
Frust und Lust
Tod sein kann man noch frueh genug!
Der groesste Einschnitt im Zusammenhang mit einer Herztransplantation entsteht durch die Einnahme der Immusuppressiva. Diese sorgen zwar dafuer, dass das Spenderherz nicht vom eigenen Immunsystem angegrifffen wird, aber erhoehen auch die Anfaelligkeit durch Bakterien, Viren und Pilzen. Viele harmlose Infekte koennen sogar lebensbedrohlich sein, weil das unterdrueckte Immunsystem den Erregern nichts entgegenzuseten hat. Deshalb werden bei einer bakteriellen Infektion zur Unterstuetzung haeufig Antibiotika eingesetzt, was irgendwann zu Dauerdurchfaellen fuehrt. Zudem kann das implantierte Herz vom eigenen Immunsystem angegriffen werden, wenn das Immunsystem durch den Infekt aktiviert wird und die Immunsuppressiva das Immunsystem nicht mehr ausreichend unterdruecken koennen. Setzt Fieber ein (ab 38 °C) sollte man Paracetamol einnehmen und sich als Notfall im Krankenhaus vorstellen.
Damit es nicht so weit kommt, sollte man vor allem in der dunklen Jahreszeit in Innenraeumen eine FFP2-Maske tragen und sich an die Abstandsregeln halten. Dadurch kann die Wahrscheinlichkeit einer Infektion deutlich reduziert werden.
Bei der Transplantation des Herzens werden bei der Entnahme des kranken Herzens die Nerven durchtrennt. Diese werden nicht wieder mit dem neuen Herz verbunden. Durch die fehlenden Nerven reagiert das Herz viel langsamer auf Belastungsaenderungen und koerperliche Taetigkeiten sind nicht mehr im gewohnten Umfang moeglich. Leistungsspitzen koennen nicht schnell aufgebaut werden. Durch eine latente Abstossung werden die Herzzellen leicht geschaedigt, so dasss die Leistungsfaehigkeit reduziert ist. Meist sind die Vorhoefe durch die Naehtechnik in ihrer Groesse veraendert. Es gibt allerdings auch einen kleinen Prozentsatz der Transplantierten, die wettkampfmaessig Sport machen.
Spaeter erhoeht sich nicht nur die Gefahr fuer die sogenannte Graftsklerose sondern auch fuer Krebs, so dass zur Kontrolle regelmaessig ein Linksherzkatheder und jaehrliche Krebsvorsorgeuntersuchungen (Urologe, Haut, Sonografie,…) gemacht werden muessen.
Je nach Fragestellung muss durch eine Biopsie eine Abstossungsreaktion ausgeschlossen werden. Das bedeutet Krankenhausaufenthalte, die meist kurz sind, bei Abstossung aber auch mehrere Wochen dauern koennen. Alternativ gibt es noch verschiedene andere Verfahren zur Bestimmung einer Abstossung, darunter auch die sogenannte Liquid Biopsy, fuer die nur etwas Blut erforderlich ist.
Leider haben die Immunsuppressiva eine ganze Reihe an Nebenwirkungen. Insbesondere Polyneuropathie und Schlafprobleme treten recht haeufig auf.
Aufgrund der Einnahme von Prednisolon steigt die Wahrscheinlichkeit Diabetes und/oder Osteoporose zu entwickeln.
Ueber regelmaessige Blutuntersuchungen wird versucht, fruehzeitig Probleme zu erkennen. So muessen auch regelmaessig die Spiegel der Immunsuppression bestimmt werden.
Durch obige Aufstellung ist schnell zu erkennen, dass ein HTX-Patient eine engmaschige medizinische Betreuung benoetigt. Dies nimmt einen grossen Teil der Zeit ein und erschwert ein Arbeiten als Angestellter sehr, weil die Arzt- und Krankenhaustermine selten vor noch nach der Arbeitszeit gelegt werden koennen. Meist versteht das Umfeld nicht, warum Arzttermine in diesem Umfang ueberhaupt noch notwendig sind, obwohl man eigentlich ganz gut aussieht.
Trotz aerztlicher Unterstuetzung ist Wohlbefinden nicht immer garantiert. Es kann sein, dass das Herz nicht perfekt arbeitet. Ausserdem kann die Niere bei der Operation in Mitleidenschaft gezogen werden. Durch die langen Wartezeiten und die Belastung durch die Operation kann die Psyche angegriffen werden, so dass Anpasssugsstoerungen und Depression auftreten koennen.
Wenn arbeiten nicht mehr moeglich ist, kann Rente beantragt werden. Die Rente entscheidet, ob sie Teil- oder Vollzeit und befristet oder unbefristet gewaehrt. Leider wird die Erwerbsminderungsrente trotz erheblicher gesundheitlicher Probleme nicht immer bewilligt.
Zur Sicherung des Arbeitsplatzes kann ein Behindertengrad beantragt werden. Ab einem GdB 50 % hat man einen besonderen Kuendigungsschutz.
Je nach verbliebenener Leistungsfaehigkeit und weiterer Erkrankungen kann ein Pflegegrad beantragt werden.